Einsatz Nr. 03/2019 | 26.07.2019 | 19:39Uhr —————————————————————————-
- Einsatzart: Hilfeleistungseinsatz
- Einsatzort: Bergstrasse, Weckesheim (Anglerteich)
- Alarmierte Einheiten: gesamte Feuwerwehren der Stadt Reichelsheim, DRK Weckesheim
- Bericht:
Feuerwehr und Rotes Kreuz rund 14 Stunden im Einsatz
Die Reichelsheimer Feuerwehren haben vermutlich hunderten Fischen in
einem Zuchtteich im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim das Leben
gerettet. Durch die andauernde Hitze waren der Wasserpegel und die
Wasserqualität des nur rund 1200 Quadratmeter großen ‚Everett-Teiches‘
stark abgesunken. Mehrere hundert Fische, wie beispielsweise Schleien,
Karpfen, Rotaugen oder Moderlieschen drohten zu verenden. In seiner Not
wandte sich der Angelsportverein Weckesheim an den Wetteraukreis. Die
Untere Wasser- und Bodenschutzbehörde genehmigte daraufhin den Transfer
von 1000 Kubikmetern Wasser aus dem 24 Hektar großen Bergwerksee
zwischen Weckesheim und Reichelsheim. Doch wie bekommt man eine Million
Liter Wasser von einem rund 600 Meter Luftlinie entfernten See in einen
Teich? Die Lösung war ein 14-stündiger Einsatz der Reichelsheimer
Feuerwehren und des Deutschen Roten Kreuzes.
Gegen 19:40 Uhr ließ die Feuerwehrführung, bestehend aus
Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek und seinem Stellvertreter Markus
Ritter, am Freitagabend alle sechs Reichelsheimer Stadtteilfeuerwehren
alarmieren. Nach Eintreffen der Wehren in der Dorn-Assenheimer Straße
wurden die Führungskräfte mit dem Einsatzplan vertraut gemacht. Bereits
im Vorfeld hatten Pipperek und Ritter die aufzubauende Schlauchleitung
berechnet und Standorte von Pumpen und Fahrzeugen festgelegt.
So wurden die zwei größten Löschfahrzeuge aus Reichelsheim und
Weckesheim direkt am Bergwerksee stationiert. Beide Fahrzeuge verfügen
über leistungsstarke Pumpen, die jeweils bis zu 1600 Liter Wasser pro
Minute fördern können. Damit wurde das Wasser aus dem See gesaugt und
über zwei 400 Meter lange Schlauchleitungen auf die rund zehn Meter
höher gelegene Dorn-Assenheimer Straße gepumpt. Dort wurden die
Wassermengen in zwei Faltbehältern aufgefangen und mit zwei weiteren
Pumpen – sogenannten Tragkraftspritzen – über eine Strecke von weiteren
rund 700 Metern zum Everett-Teich gepumpt. Während über eine
Schlauchleitung der Teich direkt befüllt wurde, wurde mit der zweiten
Leitung das Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Heuchelheim
versorgt. Über mehrere Strahlrohre wurde der Teich belebt bzw. mit
Sauerstoff angereichert.
Für die Feuerwehren bedeutete dieser Einsatz bei Temperaturen weit über
30 Grad Schweißarbeit. Über 100 je 20 Meter lange B-Schläuche, von denen
jeder rund 11 Kilo wiegt, wurden verlegt. Nach Aufbau dieser
Wasserleitung wurde über einen Zeitraum von fast 10 Stunden im
Schichtbetrieb Wasser aus dem Bergwerksee in den Zuchtteich gepumpt. Je
zwei Maschinisten pro Pumpe überwachten dabei den reibungslosen Betrieb.
Dafür hatten die Feuerwehren zunächst entsprechende Mengen Kraftstoff
bereitgestellt, um Fahrzeuge und Pumpen jederzeit betanken zu können.
Im Einsatzleitwagen überwachte die Einsatzleitung die in den Teich
geförderte Wassermenge. Gegen 5:30 Uhr war der Zuchtteich soweit wieder
mit Wasser gefüllt, dass die Pumpen abgestellt werden konnten. Nach zwei
weiteren Stunden waren alle Schläuche und Geräte wieder auf den
Fahrzeugen und Anhängern verlastet. Rund 75 Einsatzkräfte von Feuerwehr
und DRK waren bei diesem Einsatz tätig. Den Betrieb der Wasserförderung
teilten sich rund 30 Einsatzkräfte in zwei Schichten. Während des
Einsatzes stellten die Feuerwehren aus Beienheim und Blofeld
wechselweise mit je einer Gruppe und einem Löschfahrzeug den Brandschutz
sicher.
Während des Einsatzes wurden die Feuerwehren von der
Schnelleinsatzgruppe (SEG) Betreuung des DRK Ortsverbandes Reichelsheim
versorgt. In einer Hofeinfahrt in der Dorn-Assenheimer Straße servierten
die DRK-Helfer Kaffee, Tee und Wasser, sowie Abendverpflegung und ein
Frühstück.
Nach dem Einsatz bedankte sich Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek und
auch der Vorsitzende des Angelsportvereins Weckesheim, Kai-Uwe Repp, bei
den Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK für den nächtlichen Einsatz
bei schweißtreibenden Temperaturen.
Die beiden Löschfahrzeuge ‚LF16/12‘ (Reichelsheim) und ‚LF10‘
(Weckesheim) saugen Wasser auf dem Bergwerksee und pumpen es rund 400
Meter weiter zu den Zwischenpumpen oberhalb des Seegeländes.
Am Rand des Bergwerksees wird das Wasser in zwei Faltbehältern aufgefangen und mit Tragkraftspritzen weitergepumpt.
Zwei 700 Meter lange Schlauchleitungen transportieren das Wasser nach Weckesheim zum Everett-Teich.
Mit dem Wasser aus dem Bergwerksee wurde der Zuchtteich gefüllt und durch den Wasserstrahl der Strahlrohre belebt.
Nachtschicht: Die ganze Nacht hindurch betreiben die Maschinisten Fahrzeuge und Tragkraftspritzen.
Langsam dämmert es in den frühen Morgenstunden. Noch immer saugen die beiden Löschfahrzeuge Wasser aus dem Bergwerksee.
Christina Paulencu und Sina Dietz (rechts) vom DRK Reichelsheim bereiten Frühstück für rund 50 Einsatzkräfte vor.
Einsatzende: Der DRK Ortsverband Reichelsheim serviert ein leckeres
Frühstück für die Einsatzkräfte während der Abschlussbesprechung.
Quelle: AlexanderHitz.de vom 27.07.2019