Brand im eng bebauten Ortskern eine Herausforderung
Feuerwehr und Rotes Kreuz üben mit rund 100 Einsatzkräften in Reichelsheim
Lilly (6) und Emma (4) sind bereit. Erwartungsvoll stehen die beiden Kinder mit ihren Feuerwehrhelmen vor dem Hoftor und warten auf die Feuerwehr. Gerade haben die Sirenen geheult und gleich wird ihr Papa mit einem der Reichelsheimer Feuerwehrautos eintreffen, um Menschen zu retten und den Brand zu löschen.
Bei dem Brand handelt es sich allerdings nur um einen fiktiven Brand. Die sechs Reichelsheimer Stadtteilfeuerwehren und mehrere Wetterauer Ortsverbände des Deutschen Roten Kreuzes üben gemeinsam den Ernstfall. Übungsobjekt ist ein landwirtschaftliches Anwesen im alten Ortskern von Reichelsheim. In der dortigen Scheune, die ehemals als Getreidelager diente, wird ein Brand nach einer Staubexplosion angenommen. Mehrere Personen gelten als vermisst.
Problem für die Feuerwehr: Das Gebäude in der Fachwerkstraße ist mit Feuerwehrfahrzeugen nicht oder nur schwer zu erreichen. Über gut hundert Meter müssen alle Geräte zur Scheune transportiert werden. Die Wasserversorgung wird von der mittlerweile gesperrten Bingenheimer Straße aufgebaut. Sie dient als Bereitstellungsplatz für die Einsatzfahrzeuge. Nun dringen erste Feuerwehrtrupps mit schwerem Atemschutz in die Scheune vor und bringen erste Verletzte ins Freie. Das Rote Kreuz hat gleichzeitig unter der Leitung von Harald Brendel (DRK Reichelsheim) mit mehr als einem Dutzend Rettungskräften eine provisorische Sammelstelle vor den hell erleuchteten Schaufenstern eines Geschäftes eingerichtet. Hierhin werden die Verletzten zunächst gebracht und versorgt, bevor sie auf Krankenhäuser verteilt und mit Rettungswagen abtransportiert werden.
Während die Feuerwehren aus Blofeld, Weckesheim und Reichelsheim den Brand von der Bingenheimer Straße her bekämpfen und immer wieder Verletzte ins Freie bringen, haben sich die Feuerwehren aus Dorn-Assenheim, Heuchelheim und Beienheim auf die Rückseite des Gebäudes durch die Obere Haingasse vorgearbeitet. Die Feuerwehrfahrzeuge stehen in Hofeinfahrten oder auf der nächsten Straßenkreuzung, um die enge Straße für Rettungsfahrzeuge frei zu halten. Kurze Zeit später bahnt sich auch schon ein Rettungswagen den Weg durch das schmale Sträßchen. Ein Atemschutztrupp hat gerade eine bewusstlose Person aus der Scheune gerettet und versorgt den Verletzten in der Hofeinfahrt.
Im Einsatzleitwagen am Schuhhaus ’neun‘ versuchen Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek und sein Stellvertreter Markus Ritter den Überblick über die Lage zu behalten. Eine schwierige Aufgabe, zumal die wenigsten Feuerwehren mit der Örtlichkeit vertraut sind und aufgrund der verwinkelten Bauten keine direkte Sichtverbindung besteht. Jegliche Kommunikation läuft über Digitalfunk – jeder Befehl muss eindeutig und unmissverständlich sein.
Rund zwei Stunden nach der Alarmierung sind alle Vermissten gerettet und vom Rettungsdienst versorgt, der fiktive Brand ist gelöscht. Eine zusätzlich beauftragte Schlauchleitung von der 250 Meter entfernten Horloff muss von der Feuerwehr Heuchelheim nicht mehr fertiggestellt werden. Rund 100 Einsatzkräfte der Reichelsheimer Feuerwehren und des Deutschen Roten Kreuzes waren bei der Übung im Einsatz.
Lilly und Emma sind begeistert von dem, was sie heute vor ihrer Haustür zusammen mit ihrer Mama erleben durften. ‚Es war der schönste Tag in meinem Leben. Es könnte jeden Tag so eine Übung sein!‘ freut sich Lilly.